Die Nordafrikanerin Fatima Ezzahra El Moufid wird in Lienen durch Unterstützung des Kommunalen Integrationsmanagement (KIM) des Kreises Steinfurt zur Pharmazeutisch-technischen Assistenten (PTA) ausgebildet. Der Nachwuchsdruck steigt in der Branche.
In zahlreichen Branchen fehlen bereits heute Fachkräfte. Der Fachkräftemangel dürfte sich aufgrund von Demografie, Digitalisierung und der Umstellung der Energiewirtschaft (Dekarbonisierung) weiter verschärfen. Die geburtenstarken Jahrgänge der Nachkriegszeit gehen nach und nach in den Ruhestand, während deutlich weniger junge Menschen nachrücken. Der Nachwuchsdruck steigt auch im Gesundheitswesen. Das gilt auch für Apotheken, wie der Kreis Steinfurt in einer Pressemitteilung berichtet.
Die Einstellung von jungen Mitarbeitenden aufgrund immer älter werdender Apothekenteams sei überlebenswichtig für ihre Branche, bestätigen Sabine Gravemeier, Leiterin, und Selina Kunzemann, leitende Apothekerin der Teuto Apotheke in Lienen. Ein Segen sei deshalb, dass Fatima Ezzahra El Moufid in das Team der Lienener Apotheke gestoßen sei.
Unterstützung für Fatima Ezzahra El Moufid
Die 23-Jährige stammt aus Marokko, studierte bereits vier Jahre Medizin in der Ukraine, musste aufgrund des Kriegsausbruches das Land verlassen und reiste vor fast zwei Jahren nach Deutschland ein. Ohne Deutschkenntnisse und unsichere Zukunftsaussichten landete die Nordafrikanerin beim Case Management (CM) des Kommunalen Integrationsmanagement (KIM) des Kreises Steinfurt. Dort erfuhr sie nach Angaben des Kreises große Unterstützung und Hilfe durch die dort beschäftigte Case Managerin, Nadja Felka, von Lernen fördern e.V. Lengerich, die unter anderem mit der Flüchtlingshilfe in Lienen vernetzt ist.
„Die Zusammenarbeit klappt hervorragend“, lobt Nadja Felka das Lienener Ehrenamt, in dem sich auch Falko Prünte von der Flüchtlingshilfe Lienen und Doris Cichon engagieren. Die 74-Jährige ist die ehemalige Inhaberin der Teuto Apotheke. Sie betreut die junge Frau und organisierte ihr eine Bleibe in Lienen. „Ich kann Fatima fachlich unterstützen und sie hilft mir beim Umgang mit dem Smartphone“, weist die Apothekerin im Ruhestand auf die Synergieeffekte hin.
Fatima Ezzahra El Moufid wird aktuell in der Völker-Schule zwei Jahre lang zur Pharmazeutisch-technischen Assistentin (PTA) ausgebildet, berichtet der Kreis Steinfurt. Gleichzeitig absolviert sie ein praktisches Halbjahr in der Teuto Apotheke und arbeitet nebenbei dort auch in Teilzeit, „damit sie ihr Leben auch finanzieren kann“, erläutert Leiterin Sabine Gravemeier.
Hilfe durch das Case Management
Apothekerin Selina Kunzemann ist begeistert, wie sich Fatima Ezzahra El Moufid innerhalb des Praktikums zurechtfindet. „Sie ist eine sehr große Unterstützung in unserem Team und nimmt schon Kundenanfragen am Telefon entgegen. Das vertieft ihre Deutschkenntnisse. Die Fachfragen beantworten wir natürlich. Durch ihre Arbeit entlastet sie uns immens. Fatima hat eine extrem positive Art. Sie ist für unser Team ein richtiger Motivationsschub. Sie ist schon jetzt unersetzlich. Und wenn sie die PTA-Ausbildung erfolgreich beendet hat, kann sie voll bei uns einsteigen“, sagt Kunzemann. „Ich möchte hier bleiben“, bestätigt die junge Marokkanerin, dass sich die Investition in sie für die Teuto Apotheke lohnen wird.
„Die Hemmschwelle, etwas Neues auszuprobieren und zugewanderten Menschen offen zu begegnen, ist bei manchen Unternehmen sehr groß. Außerdem schreckt die Bürokratie ab. Viele Betriebe kennen sich nicht aus. Sie scheuen die Mehrarbeit und glauben, so zurechtkommen zu können und Auszubildende auf herkömmlichem Weg zu finden“, wirbt Nadja Felka für das Case Management.
„Das Case Management im KIM war uns eine große Hilfe“, legt Sabine Gravemeier auch anderen Unternehmen das Angebot nahe.
WN - 04.11.2024