In den Kitas im Kreis normalisiert sich das Leben wieder - was das für Kinder und Erzieherinnen bedeutet
KREIS STEINFURT. Es war ein hochfeierlicher Akt: Mehrere Kinder zerschnitten vor knapp drei Wochen in der Horstmarer „Kinderland"-Kita mit Scheren ein Absperrband, das zuvor über Monate den Spielplatz vom Matschbereich getrennt hatte. Es war so etwas wie die Rückkehr zur Normalität - für Kinder wie für das Erziehungspersonal. Weg von den Corona-Einschränkungen.
Ähnliche Szenen gab es überall in den Kitas im Kreis Steinfurt, die ab dem 7. Juni endlich wieder in den Normalbetrieb übergingen. So auch die 20 „Kinderland"-Einrichtungen des Trägers „Lernen fördern". ,,Das ist schon ein gutes Gefühl", sagt Ann-Christin Otte, Leiterin des „Kinderlands" in Mettingen. ,,Und zwar für Kinder ebenso wie für das Erziehungspersonal", ergänzt ihre Kollegin Carolin Schmidt, die das „Kinderlands Hummertsbach" in Emsdetten leitet.
Tatsächlich waren die letzten gut 15 Monate der Corona-Pandemie für die Kitas im Kreisgebiet ein permanentes Wechselbad der Gefühle: Es ging vom Regelbetrieb in die Notfallbetreuung, wieder in den eingeschränkten Regelbetrieb, dann in den normalen Regelbetrieb, wieder zurück in den eingeschränkten Pandemiebetrieb, dann wieder eingeschränkter Regelbetrieb. Bis dann am 7. Juni endlich wieder der feste Regelbetrieb eingeführt wurde. Es gab Betretungsverbote für Eltern, Gruppentrennungen, insgesamt 14 von jetzt auf gleich umzusetzende Änderungen beim Hygienekonzept, diverse Quarantäne Maßnahmen und einiges mehr. In den „Kinderland" Einrichtungen traten bis heute insgesamt 18 Coronainfektionen bei Kindern und 13 bei Erzieherinnen auf. Alles in allem belastende Zeiten für Kinder wie für das pädagogische Personal. ,,Wobei die Kinder das teilweise gar nicht als so schlimm empfanden, die sind ja sehr wissbegierig, finden deshalb alles Neue erst mal sehr spannend und passen gegenseitig auf sich auf", sagt Ludger Lünenborg, stellvertretender Geschäftsführer von „Lernen fördern".
Eine gewisse Distanz gibt es noch immer zu den Eltern, die entsprechend einer Vereinbarung in der Regel ihre Kinder noch vor der Kita-Tür abgeben. Allerdings gibt es auch hier mittlerweile Ausnahmen, etwa bei der Eingewöhnung oder auch bei den Abschlussgesprächen. Seitdem die Kinder im Prinzip wieder alles dürfen, herrscht auch wieder mehr Leben in den Einrichtungen. Masken tragen nun auch die Erzieherinnen nicht mehr, die Gruppen sind nicht mehr starr getrennt, Kinder können wieder mit Freunden aus anderen Gruppen auf den Spielplatz. ,,Wir haben die zuvor mit Band abgesperrten Bereiche in Zeremonien von den Kindern wieder aufschneiden lassen", sagt Lünenborg. ,,Juhu, Corona ist kleiner geworden!", habe ein glückliches Kind gesagt. Unmittelbare Folge der wiedergewonnen Freiheit war der Wunsch der Kinder, sofort „Party zu machen", wie Ann-Christin Otte es ausdrückt. Also wurde Musik gemacht, getanzt, der Grill angeworfen und Marshmallows über dem Feuer geröstet. Nur einige Kinder hätten leicht verwirrt nachgefragt, warum das eben erst Gelernte nun auf einmal nicht mehr gelten sollte. ,,Das haben wir ihnen dann erklärt", so Lünenborg.
Aufatmen auch bei den Erzieherinnen und Erziehern: Endlich haben sie wieder halbwegs normale Arbeitszeiten, endlich ist wieder eine gruppenübergreifende, sinnvolle pädagogische Arbeit möglich. Und endlich können sich die Teams wieder im direkten Kontakt austauschen. Ann-Christin Otte: „Man kriegt wieder was von den anderen mit!" Nun hoffen sie nicht nur in den „Kinderland" -Einrichtungen, das das dauerhaft so bleibt. Freude also allenthalben mit kleinen Ausnahmen. So beklagte sich ein Mädchen im „Kinderland Hummertsbach": ,,Jetzt muss ich mir morgens meine Brötchen wieder selber schmieren."