Besser essen

– und zwar am Buffet: Kinderland-Kitas im Kreisgebiet sparen durcheinen einfachen Trick erheblich an Arbeit

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Von Günter Benning, WN Ibbenbüren, 

KREISSTEINFURT. „Wir haben Hunger, Hunger, Hunger.“ Punkt11.45 Uhr erschallt der Schlachtruf in der Horstmarer Kinderland-Kita. Früher hätten sich die drei Gruppen nun in Speiseräume verwandelt. Doch heute tippeln die Kinder ans Buffet. Eine kleine Änderung, die viel Nerven, Zeit und Geld spart.

Kita-Leiterin Nina Tumbrink (42) verdankt die Änderung zwei Mitarbeiterinnen, die auf einer Schulung waren: „Da hatte man darüber nur diskutiert, wir haben es dann gemacht.“

Zur Dimension: Als 1996 die erste Kinderland-Kita in Greven Mittagessen anbot, machte eins von 60 Kindern davon Gebrauch. Heute erhalten von 1502 Kita-Kindern in 21 Einrichtungen 1437 ein Mittagessen. Das erfordert eine riesige Logistik. Und bindet Arbeitskraft. Außerdem verfügt auch nicht jede Kita über eine entsprechende Mensa.

„In jeder Gruppe sind zwei bis drei Mitarbeiterinnen zwei Stunden mit dem Mittagessen beschäftigt“, sagt Tumbrink. Auftischen, Aufsicht, Abräumen, Aufwischen, das bindet pädagogische Fachkräfte. Gleichzeitig müssen alle Kinder gemeinsam am Tisch sitzen: „Auch diejenigen, die erst um 9 Uhr kommen und um 10 Uhr schon ihr Frühstück hatten.“

In Horstmar verwandelten die Mitarbeiterinnen die vorhandene kleine Küche in einen Buffetraum, ein Besprechungszimmer nebenan wurde zur Zusatzmensa. Die Kinder können zwischen 11.45 und 13Uhr essen, sie selbst wählen den Zeitpunkt. „Manche verabreden sich auch mit ihren Freunden aus anderen Gruppen“, sagt Nina Tumbrink. Zwei Kräfte organisieren, dass es an den Schüsseln und Tellern nicht zur Schlacht am Buffet kommt.

„Pro Kita“, sagt Petra Fettich, Vorstand des Trägervereins „Lernen fördern“, Kreisverband Steinfurt, in ihrem Büro in Ibbenbüren, „gewinnen wir so fast zehn Prozent für unsere pädagogische Arbeit.“ Und das jeden Tag.

In einer Welt, in der Mitarbeitende knapp sind und die Belastungen groß, bedeutet das einen Qualitätsgewinn, der sich nicht nur in den Arbeitsstunden spiegelt. „Die Atmosphäre ist viel ruhiger und gemütlicher“, sagt Nina Tumbrink, „total entspannt.“

Natürlich waren bei der Umgestaltung die Eltern gefragt. Da gab es schon mal Skepsis, ob die Esskultur am Buffet leiden würde. Doch das Gegenteil ist der Fall. Tumbrink: „Die Kinder können sich überlegen, was sie essen wollen. “Selten schaufelt einer seinen Teller übervoll, Messer und Gabel sind weiter im Gebrauch. Und wer noch Hunger hat, kann sich immer nachholen. Außer Frikadellen: „Die sind abgezählt.“

Klar, manche Dinge sind gewöhnungsbedürftig. So heißt der Nachtisch in Horstmar jetzt „Zutisch“. Wer will, kann damit anfangen. „Das muss man aushalten können“, sagte „Lernen fördern“-Vorstand Petra Fettich, „wenn der Löffel erst in den Schokopudding und dann in den Gulasch geht.“

Insgesamt hat das Horstmarer Modell die „Arbeitsgemeinschaft Qualität“, die einmalmonatlich bei „Lernen fördern“ tagt, überzeugt. Von den 21Kitas des Verbands, so Fettich, hätten viele das Buffet-Modell schon umgesetzt: „Oder sie sind auf dem Weg dahin. “Und die Mitarbeiterinnen seien begeistert. Was noch kommt: Buffet-Tische auf Kinderhöhe. Die sind in Arbeit. Die Kreativität in der Horstmarer Kita ist übrigens noch nicht ausgeschöpft. Regelmäßig steht ein „Quatsch-tag“ im Kalender. Tumbrink: „Da gibt es Pommes zum Frühstück, blaue Majo und wer will, kann durchs Fenster einsteigen.“ So viel Spaß muss sein.

 

Jedes Kind hat einen Essensbon mit Bild –damit die Erzieherinnen den Überblick behalten.