Unverzichtbar

"AsA flex" für Arash Shirzad und 400 Azubis im Kreis

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Berichterstattung WN, Kreis Steinfurt, 15.02.2024

KREIS STEINFURT. Ein paar schnelle Klicks und Arash Shirzad wirft den CNC-Computer an: „Hier steuern wir unseren Fräs-Roboter“, sagt der Azubi in der Industriehalle von „bmu“ in Bevergern. Der 23-Jährige stammt aus Afghanistan. Der Grund, warum er so gut durch seine Lehre kommt, hat einen Namen: „AsA flex“. 400 Auszubildende im Kreis Steinfurt profitieren von der „assistierten Ausbildung flexibel“, die an sechs Standorten angeboten wird. „Und es sind nicht nur Migranten dabei“, betont Elke Klopmeier vom Bildungsträger „Lernen fördern“. Im Auftrag der Arbeitsagentur erhalten Auszubildende wöchentlich bis zu vier Stunden Fortbildung. Sowohl theoretisch wie praktisch. Eine sozialpädagogische Betreuung gibt es dazu. Auch Gymnasiasten oder Realschüler sind hier „Kunden“. Denn Probleme im Job haben oft sehr viele Ursachen. 

Arash Shirzad kam mit 14 Jahren als unbegleiteter Flüchtling aus Kabul. In Ibbenbüren lebte er bei einer Gastfamilie, lernte die Sprache und besuchte die Paul-Gerhard-Hauptschule. Schon dort hat er sich an einem Langzeitpraktikum beteiligt. „Da habe ich gesehen, dass Holz etwas für mich ist.“ Claus-Dieter Brinkmann, bmu-Geschäftsführer, kämpft mit dem Doppel-Problem des deutschen Mittelstands. Einerseits Mitarbeitermangel: „Vor allem für gelernte Leute, aber auch bei Hilfskräften.“ Andererseits zunehmende Bildungslücken: „Die Abschlussqualifikation, die in den Schulen vermittelt wird, wird immer schlechter“, klagt er. Seine Firmen bmu und bmm mit 150 Mitarbeitern stellen eine Vielfalt von Profilen und Möbeln her. Eine Arbeit für Experten. Früher hat ein Ingenieur den Schulstoff mit den Ausbildenden gepaukt. Da springt heute AsA ein. „Und das ist nahezu unverzichtbar für uns“, sagt Brinkmann. 

Der künftige Holzmechaniker Shirzad besucht vier Stunden in der Woche Kurse bei „Lernen fördern“. Praktisch sei er sehr fit, sagt sein Ausbilder Ludger Wallmeyer. Probleme machen aber Deutsch und Englisch. Und das kann selbst für das Fach Mathe störend sein. Denn viele Aufgaben sind als verzwickte Textfragen formuliert. So wie Shirzad nehmen zwei weitere Azubis der Bevergerner Firma an AsA teil, ein Tischler und eine Industriekauffrau. 

Die AsA-Stunden sind flexibel. Bei Bedarf gibt es sogar Einzelunterricht. „Aber der Knackpunkt ist natürlich“, sagt Lisa Klausmeyer, Berufsberaterin der Agentur für Arbeit, „dass das auf Kosten der Freizeit geht.“ Zum Mitmachen gehöre viel Motivation. Wenn Jugendliche sich die AsA-Stunden mal kneifen, wird die gelbe Karte gezeigt. „Dann machen wir klar“, so die Beraterin, „dass die Stunden kostenlos sind, weil der Steuerzahler sie bezahlt.“ 40 festangestellte Mitarbeiter sind im AsA-Projekt beschäftigt, dazu Honorarkräfte: EDV-Fachleute, Altenpflegekräfte, Kaufleute, Handwerker. Bei „Lernen fördern“ gibt es eine Werkstatt für praktische Übungen. Früher haben sich die AsA-Mitarbeiter darum gekümmert, dass ihre Schützlinge nach der Ausbildung eine Festanstellung bekommen. Heute hat sich der Markt gewandelt. Claus-Dieter Brinkmann: „Zwei unserer handwerklichen Azubis haben signalisiert, dass sie nach der Ausbildung studieren wollen.“ 

Für Arash Shirzad keine Option. Er wird nach seiner Prüfung weiterbeschäftigt, freut er sich: „Das habe ich jetzt auch schriftlich!“ 

Fotos: Günter Benning

Treffen in der bmu-Lehrwehrstatt (v.l.): Ausbilder Ludger Wallmeyer, Firmenchef Claus-Dieter Brinkmann, Elke Klopmeier, Einrichtungsleiterin von Lernen fördern, Berufsberaterin Lisa Klausmeyer von der Agentur für Arbeit und Azubi Arash Shirzad.