Zwischen Anspannung

und Zuversicht: Notbetreuung, eingeschränkter Regel- und Pandemiebetrieb:

Berichterstattung IVZ: Wie es Kitas, Kindern und Eltern im Kreis geht.

Allgemein

von Michael Hagel, WN, Kreis Steinfurt

KREIS STEINFURT. Es sind fordernde Zeiten für alle – für Kinder, für Erzieherinnen und Erzieher in den Kitas und nicht zuletzt für viele Eltern. Aber was bedeutet das eigentlich für sie alle, wenn in der Corona-Pandemie Kindertagesstätten von der Notbetreuung in den eingeschränkten Regelbetrieb und von dort weiter in den eingeschränkten Pandemiebetrieb wechseln?

„Natürlich ist die derzeitige Situation für alle sehr herausfordernd“, sagt Petra Fettich, Leiterin der Kindertagesbetreuung bei „Lernen fördern“ im Kreisverband Steinfurt.

Die 20 Kinderland-Kitas unter „Lernen fördern“-Trägerschaft, aber natürlich auch allen anderen in Steinfurt, hätten in den vergangenen Monaten verschiedenste Phasen durchlaufen müssen.

Das Wichtigste aber: „Den Kindern geht es soweit gut.“ Doch dazu später mehr. Ein kurzer Rückblick: Ab März 2020 wechselte der normale Kitabetrieb in die Notbetreuung. Eltern aus systemrelevanten Berufen mussten den Betreuungsbedarf ihres Kindes beim Jugendamt beantragen. Zudem galt ein generelles Betretungsverbot für alle Kindertageseinrichtungen. „Damals hatten wir nur etwa 30 Prozent der Normalbelegung“, sagt Petra Fettich. Ab Juni 2020 wechselten die Kitas in den eingeschränkten Regelbetrieb. Unter strengen Hygieneschutzbestimmungen und einer Reduzierung der Betreuungs- und Öffnungszeiten um je zehn Stunden von 45 auf 35, von 35 auf 25 und von 25 auf 15 Stunden wurden die Kinder in streng getrennten Gruppen betreut. Zwar galt das Betretungsverbot etwa für Eltern nicht, mehr ,„aber wir haben die Eltern dennoch aus Vorsicht nicht hereingelassen“, so Fettich.

Nach den Sommerferien 2020 kehrten die Kitas unter Einhaltung spezieller Hygienemaßnahmen in den Regelbetrieb zurück. „Da waren dann fast alle Kinder wieder da“, berichtet Petra Fettich. Seit dem 14. Dezember 2020 gilt nun der eingeschränkte Pandemiebetrieb mit weiterhin reduzierten Öffnungszeiten. Eltern sollen ihre Kinder im häuslichen Umfeld betreuen, entscheiden aber dennoch selbst, ob sie die Betreuungsmöglichkeit in den Kitas in Anspruch nehmen. Es ist kein offizieller Antrag mehr nötig. „Die Nachfrage ist da ganz unterschiedlich. Wir registrieren in den Kitas zwischen 25 und 75 Prozent der Normalbelegung“, so die Leiterin der „Lernen fördern“ Kindestagesbetreuung.

Das alles ist ein ganzes Stück entfernt von der Normalität. Die Kinder aber, zumindest die, die in die Kitas kommen, genießen die Ausnahmesituation sogar bisweilen. „Sie freuen sich, dass sie intensivere Betreuung und Zuwendung als sonst bekommen“, hat Petra Fettich beobachtet.

Zwar finden aktuell keine Karnevalsfeiern statt und auch die Geburtstage der Kinder werden etwas zurückhaltender gefeiert als sonst, aber insgesamt fühlen sich die Kinder wohl. „Und sie lernen sogar mehr Selbstständigkeit, zum Beispiel morgens an der Garderobe, denn Mama oder Papa helfen nicht mehr dabei, die Jacken auszuziehen.“

Bei den Eltern sei die Situation deutlich schwieriger. „Sie stehen häufig schon stark unter Druck, auch weil viele unserer Eltern noch Schulkinder haben“, sagt Petra Fettich.

Außerdem würde nicht selten hinterfragt, warum sie in diesen Zeiten ihre Kinder überhaupt in die Kitas bringen würden. Hinzu käme eine gewisse Unzufriedenheit mit den eingeschränkten Betreuungszeiten: „Da ist bei einigen die Belastungsgrenze erreicht.“

Ebenfalls angespannter als sonst sind viele Erzieherinnen und Erzieher. „Für sie bedeutet Pandemie kein normales Arbeiten. Es fehlt an Sicherheit, wie es weitergeht. Viele Entscheidungen werden sehr kurzfristig getroffen, die Kita-Leitungen müssen sie oft an den Wochenenden direkt umsetzen“, sagt Fettich. Das Kita-Personal gehört übrigens zur Impf-Kategorie III. Das bedeutet: Sie müssen sich noch gedulden, ehe sie an der Reihe sind. So leben Erzieherinnen, Eltern und Kinder schon länger in einer seltsamen Stimmungs-Gemengelage irgendwo zwischen Erschöpfung, Anspannung und Zuversicht.