Sherin Hodroj hat alle Widrigkeiten überwunden und ihre Ausbildung zur E-Commerce-Kauffrau erfolgreich abgeschlossen. Unterstützt von „Lernen fördern“ und ihrem Arbeitgeber Parham Shaghafi, verwandelt sich ihre Geschichte in einen triumphalen Erfolg.
Diese Geschichte kennt eigentlich nur Gewinner: Zuallererst Sherin Hodroj (26), die allen Widernissen zum Trotz ihre Ausbildung zur E-Commerce-Kauffrau erfolgreich abgeschlossen hat. Dann Menschen wie die Pädagogin Franziska Farwick und die Lehrkraft Petra Sasse von „Lernen fördern“, die immer an die junge Frau geglaubt haben. Oder Parham Shaghafi, Geschäftsführer des gleichnamigen Online-Schmuck- und Uhrenversandhandels in Rheine und Sherins Arbeitgeber, der nie darin nachließ, die junge Frau zu bestärken und sie aufzubauen.
Und dann wären da noch „Lernen fördern“-Vorstandssprecherin Andrea Rüter, ihre Bereichsleiterin Christiane Ludwig, ebenso Patrick Victor und Andrea Deupmann von der Agentur für Arbeit in Rheine. Und natürlich ihre Familie. Sie alle haben sich auf verschiedenste Art und Weise dafür ins Zeug gelegt, dass Sherin Hodroj sich jetzt Kauffrau für E-Commerce nennen darf. Dass die junge Frau einen großen Sieg über sich selbst und über alle Schwierigkeiten der letzten Jahre errungen hat. Dass ihr beruflicher Werdegang in eine hochemotionale Erfolgsgeschichte gemündet ist.
Rückblende ins Frühjahr 2023: Sherin steckt mitten in der Ausbildung, sie kämpft mit gesundheitlichen Problemen, mit ihrer Motivation, ihre Noten in der Zwischenprüfung sind nicht gut. „Da war ich in einer extrem schwierigen Phase“, sagt sie rückblickend. Nicht nur einmal habe sie darüber nachgedacht, alles hinzuwerfen.
Dann bekommt sie über ihre Ausbilderin bei Shaghafi einen ersten Kontakt zu „Lernen fördern“, einem der großen Träger der freien Jugendhilfe im Kreis Steinfurt. Der bietet in enger Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit seit gut drei Jahren die Maßnahme „Assistierte Ausbildung flexibel“, kurz AsA, an. „Das ist – knapp formuliert – ein zumeist abendlicher Stützunterricht in Kombination mit sozialpädagogischer Begleitung“, erklärt „Lernen fördern“-Vorstandssprecherin Andrea Rüter.
Zwischen 400 und 450 junge Menschen mit Problemen in der Ausbildung nutzen kreisweit dieses durchaus personal- und ressourcenintensive Programm, gut 85 Prozent von ihnen gelingt so ein Ausbildungsabschluss, der ansonsten ernsthaft in Gefahr gewesen wäre. „Genau das Richtige für mich“, denkt auch Sherin Hodroj, für die es erstmal wichtig ist, „dass ich überhaupt zur Prüfung zugelassen werde.“
Denn das Lernen fällt der jungen Frau zu dem Zeitpunkt schwer. „Ich habe den Stoff einfach nicht in meinen Kopf bekommen“, erinnert sie sich. Als sie dann auch noch schwanger wird, ist alles nochmal um einiges komplizierter. Aber mit der unermüdlichen Unterstützung von Franziska Farwick und Petra Sasse gelingt es ihr, „den Schalter umzulegen“, wie sie sagt. „Sie haben mich einfach fantastisch motiviert. Und ich bin ein Mensch, der Motivation braucht.“
Für Andrea Deupmann, Bereichsleiterin bei der die Maßnahme finanzierenden Arbeitsagentur, ein „großartiges Beispiel, das zeigt, wie wichtig diese Maßnahmen tatsächlich sind.“ „Lernen fördern“-Vorständlerin Andrea Rüter freut sich über das Lob, sagt indes gleichwohl: „Motivation ist ja auch Teil unseres Auftrags.“
Und diesen Auftrag hat die „Lernen fördern“-Crew so überzeugend erfüllt, dass sich die inzwischen hochschwangere Sherin sicher genug fühlt, sich zur Abschlussprüfung anzumelden. Doch es bleiben Restzweifel. Bin ich wirklich gut genug, die Prüfung zu bestehen? Kann ich den Prüfungsstress überwinden?
Als dann das Ergebnis kommt und sie bestanden hat, kann Sherin Hodroj es zunächst kaum glauben: „Wirklich? Ich habe echt gebraucht, das zu realisieren! Ich bin dann mit dem Abschlusszeugnis nach Hause gelaufen und habe gedacht: Ich bin jetzt wirklich fertig!“ Daheim fällt sie zuerst ihrer Familie in die Arme, aber dann ruft sie direkt ihren Klassenlehrer vom Berufskolleg an. „Der hat sich darüber mindestens genauso gefreut wie ich.“
Aktuell befindet sich Sherin Hodroj in Mutterschaft. Ein Jahr lang, dann möchte sie zurück in den Beruf. In einer Zeit, in der Defätismus und Abgesangsrhetorik vielfach den öffentlichen Diskurs bestimmen, setzen Geschichten wie die von der jungen Mutter und E-Commerce-Kauffrau Sherin Hodroj einen wohltuend anderen Akzent. Das Schlusswort in diesem Drama mit Happy-End gebührt daher Andrea Deupmann von der Agentur für Arbeit: „Jeder Ausbildungsabbruch, der verhindert wird, ist ein Erfolg für uns alle!“