Spielen und Lernen in altersnahen Gruppen – was heißt das?

Pilotprojekt in drei Kinderland-Einrichtungen

Allgemein

Pilotprojekt in drei Kinderland-Einrichtungen

Seit dem neuen Kindergartenjahr hat sich in den Kinderland-Tageseinrichtungen in Ibbenbüren an der Nelkenstraße, in Greven an der Wilhelm-Busch-Straße und in Rheine an der Isselstraße so einiges geändert.
Die Kinder werden nun in sogenannten "alternsnahen" Gruppen betreut. Jetzt werden in dem Pilotprojekt Erfahrungen gesammelt.

Von dem Erlebten berichtet jetzt Fachfrau Pamela Teismann aus dem Kinderland Greven:

Die Umstellung auf altersnahe Gruppen im Kinderland Greven

Was haben wir verändert?
- Die Gruppen sind dem Alter und den damit verbundenen Bedürfnissen eingerichtet und dem entsprechend ausgestattet:
z.B. - viele Bewegungsangebote bei den 0,4 bis 2 jährigen
- die Kinder haben die Chance mit Gleichaltrigen zu kooperieren und sich mit einem ähnlichen Lernweg die Antworten auf ihre Fragen zu erarbeiten

So sah der Gruppenalltag in den ersten Wochen aus:

0,4 – 2 Jährige:

- Beziehungsaufbau fand statt
- Materialerfahrungen wurden mit verschiedenen Spielzeugen (Bälle, Musikinstrumente, Bau- und Konstruktionsmaterialien, Tüchern,…) und Spielmöglichkeiten gemacht
- Nachahmung und Wiederholung spielten eine wichtige Rolle
- Der Bewegung wird Raum gegeben
- Ein fester Tagesablauf wurde eingeführt und Strukturen erarbeitet
In den ersten Wochen sind zwischen den Kindern und der jeweiligen Bezugserzieherin Beziehungen entstanden. Dieses ist ein wichtiger Schritt, damit die Kinder sich öffnen und wohl fühlen können, um selber aktiv zu werden. So wurde wild mit dem Bobbycar durch die Gruppe gesaust, Materialien und Spielsachen wurden ausprobiert und umfunktioniert. So wurde eine Kugel zu einer Kartoffel, die in der Spielküche liebevoll und mit Krafteinsatz im Topf gerührt wurde.
Rituale gaben und geben immer noch Sicherheit und werden auch jetzt noch von den Kindern eingefordert, wie z.B. der gemeinsame Sitzkreis, in dem Lieder gesungen und Fingerspiele gemacht werden, wie auch das gemeinsame anschließende Frühstück.

2 – 3 jährige:

- Der Beziehungsaufbau zu den Bezugserzieherinnen und Kindern ist ein wichtiger Bestandteil gewesen
- Es wurde und wird mit verschiedenen Materialien (Papier, Fingerfarben,…) experimentiert
- Es wurde und wird mit verschiedenen Möglichkeiten (z.B. Papier reissen, schneiden, falten oder Licht- und Schattenspiele mit dem Tageslichtprojektor)
- Die Eingewöhnung in die neue Umgebung war von großer Bedeutung
- Viele gemeinsame Aktionen und die Entwicklung von Ritualen als Sicherheit für die Kinder
- Die ersten Ablösungen von der Bezugserzieherin und das Nachgehen eigener Interessen wurde sichtbar
Auch bei den 2 – 3 jährigen ist der Beziehungsaufbau zu der Bezugserzieherin in den ersten Wochen sehr wichtig gewesen. Nur durch die stabile Beziehung zu der Erzieherin ist es den Kindern möglich gewesen sich auf die neue Umgebung einzulassen. Und diese Sicherheit sorgte auch dafür, dass die Kinder viele Materialerfahrungen mit den in der Gruppe vorhandenen Materialien machen konnten. So wurde (und wird auch immer noch) mit Papier und Schere gearbeitet, alles zusammen geklebt und tolle Kunstwerke entstanden. Auch der Tageslichtprojektor sorgte für viel Spaß Staunen und löste Fragen in den Kindern aus, wie z.B. „Wieso kann ich nur einen schwarzen Fleck sehen, obwohl ich eine Kastanie auf den Projektor gelegt habe?“. Diese Fragen regten die Kinder an, weitere Experimente zu machen. Auch in dieser Altersstruktur sind die Rituale im Tagesablauf wichtiger Bestandteil des Tages und geben dadurch Sicherheit, genauso wie bei den ganzen jungen Kindern und haben dazu beigetragen, dass sich viele Kinder schnell so sicher gefühlt haben, dass sie ihren eigenen Interessen nachgehen konnten und sich von der Bezugserzieherin lösen konnten.

4 – 5 jährige:

- Einer Eingewöhnungsphase musste wenig Raum gegeben werden
- Das Umsetzten eigener Interessen stand schnell im Vordergrund
- Das breite Angebot an Spielpartnern regte zu vielen neuen Spielideen an (z.B. im Bienenprojekt)
- Die Kinder fingen schnell an, miteinander zu kooperieren und auch bei Schwierigkeiten Lösungen selber zu finden
- Durch bereits gemachte Materialerfahrungen, konnten Ideen schnell umgesetzt werden

Die Kinder des Bienenstocks haben ihre eigentliche Eingewöhnungszeit schon lange hinter sich gelassen. Und auch wenn sie aus allen „alten Gruppen“ zusammen gemischt wurden, fiel es ihnen nicht schwer, sich auf die neuen Spielpartner einzulassen.
Das breite Angebot gleichaltriger Spielpartner förderte auch die Entstehung gleicher Interessen und förderte so auch ein tolles Miteinander. So beschäftigten sich viele Kinder im Bienenstock ausführlich mit ihren Namensgebern, den Bienen. Die Mädchen setzten ihre Ideen eher durch Zeichnungen und gemalten Bildern um, die Jungs bauten ein Bienenhaus im Werkraum.
Schön für uns Erzieherinnen ist es zu sehen, dass die Kinder durch die vielen ähnlichen Interessen sehr motiviert sind, die eigenen Ideen umzusetzen und auszuprobieren, denn es finden sich immer ein, zwei oder auch mehr Kinder, die gerne mitmachen wollen und das macht Lust und Spaß!

5 – 6 jährige:

- Ein Austausch über die gemeinsamen Interessen fand von Anfang an statt und wird in allen möglichen Facetten diskutiert
- Der Raum ist entsprechend der Wünsche und Interessen der Kinder umgestaltet worden
- Die Beziehungen unter den Kindern sind gewachsen und haben sich verändert
- Die Materialien wurden aktiv benutzt, um verschiedenen Ideen umzusetzen und Pläne zu verwirklichen
Die Kinder dieser Gruppe haben sich im Vorfeld aktiv den Überlegungen beteiligt, wie ihr Gruppenraum ausgestattet sein sollte und haben aktiv in der Anfangszeit mitgeholfen, die Bereiche dann auch so einzurichten. So haben sich ein großer Teil der Mädchen eine Frisier- und Schminkecke gewünscht und sie dann liebevoll und zielgerichtet mit den benötigten Utensilien ausgestattet. Auch der mit verschiedenen Materialien ausgestattete Kreativbereich war ein ganz wichtiger Aspekt, denn nur wenn die Kinder genügend Materialien zur Verfügung haben, können sie sich aktiv mit verschiedenen Themen auseinander setzen und diese in Verschiedenen Bereichen erarbeiten.
Durch Beobachtungen über Pilze im Wald und auf dem Spielplatz z.B. sind zahlreiche verschiedene Möglichkeiten entstanden, diese abzubilden. Informationen haben sich die Kinder dabei über die eigenen Beobachtungen oder aber auch durch Bücher geholt, die sie eigens zu diesem Thema aus der Kindergartenbücherei gesucht haben.
Ganz deutlich war bei den Kindern von Anfang an zu sehen, dass sich auch diese Kleingruppen immer wieder neu gefunden haben, wenn die Interessen denn gleich oder ähnlich waren.

Pamela Teismann