Kinder werden automatisch eingeschult. Klar formuliert und vom Stichtag, dem 30. September abhängig nimmt dieser „Vorgang“ seinen Lauf.
Doch ein angehendes Schulkind ist nicht gleich ein Schulkind. Auch füllt es diese neue Rolle nicht automatisch mit seinem sechsten Geburtstag aus. Es ist vielmehr ein Prozess, den Kinder (und Eltern) durchlaufen, um sich langsam mit seiner neuen und oft noch ungewohnten Rolle und den damit verbundenen Herausforderungen vertraut zu machen.
„Der Ernst des Lebens beginnt!“ solche oder ähnliche Aussagen begegnen uns leider immer noch viel zu oft. Aber was bedeutet überhaupt „Der Ernst des Lebens“ und vor allem: wie wirkt diese Aussage auf die angehenden Schulkinder? – denn die Kinder wissen noch nicht, was auf sie zukommt und können sich kaum vorstellen, nicht mehr in die Kita zu kommen.
Übergänge gehören zum Lebenslauf und sind Prozesse, das heißt, sie benötigen Zeit
Kinder erleben in den ersten Lebensjahren mehrere Übergänge. Es beginnt zunächst mit dem Eintritt in die Kita, von der Kita in die Grundschule und von der Grundschule in die weiterführende Schule. Diese Phasen sind dadurch gekennzeichnet, dass in kurzer Zeit viele Veränderungen im Leben stattfinden. Jedes Kind, welches in die Schule kommt, hat schon Erfahrungen mit Übergängen gemacht. Die dabei erworbenen Kompetenzen sind eine gute Basis für die weitere Entwicklung.
Ein Übergang im Lebenslauf bringt mit sich, dass sich das Kind von bisher vertrauten Gegebenheiten lösen – und sich auf neue, noch unbekannte Umstände einlassen muss. Dies gilt nicht nur für das Kind, sondern auch für die Menschen, die das Kind in diesem Übergang begleiten.
Einer von vielzähligen Schwerpunkten des letzten Kindergartenjahres ist die Beschäftigung mit der Situation als baldiges Schulkind. Kinder haben viele Vorstellungen darüber, wie Schule ist. Vielleicht gibt es auch ältere Geschwister, die von ihrem Schulalltag berichten und ihre Geschwister daran teilhaben lassen. Eine wichtige Aufgabe ist es, den Kindern einen Einblick zu verschaffen, den Begriff „Schule“ mit eigenen Bildern und Erlebnissen zu füllen.
Eine enge Kooperation mit der Grundschule ist von großer Bedeutung
Die zukünftigen Schulkinder sollten die Schule und erste Klassen besichtigen gehen. Sie bekommen so einen Eindruck vom Schulgebäude und wissen dann, wie die Flure und Klassenräume aussehen, wo die Toiletten sind, wo sie ihre Jacke aufhängen können, wie man auf den Schulhof kommt, sehen die Sporthalle u.s.w. Sie sehen die Aula, in der sie sich bei Regenwetter aufhalten können und wissen dann, dass es ein Lehrerzimmer und ein Büro der Sekretärin gibt.
Eine gemeinsame Schul- oder Sportstunde vermittelt mehr, als alle Erzählungen darüber.
Möglich ist auch ein Patenprojekt, bei dem jedes zukünftige Schulkind einen Schulpaten aus der Schule, in die das Kind geht, zugeteilt bekommt und bei dem Schulbesuch kennenlernen kann.
All diese Erlebnisse und Bilder nehmen ein Stück Angst und vermitteln Sicherheit, ganz nach dem Motto :“Ich kenn mich aus, ich weiß Bescheid!“
Den Kindern steht nicht nur das Schulhaus und wie es darin zugeht bevor, sondern auch der Weg verändert sich. Sich mit dem Schulweg vertraut zu machen stellt einen weiteren Schritt des Übergangs dar.
Den Abschied in der Kita bewusst gestalten
Der Abschied aus der Kita, die zuvor für bis zu fünf Jahre besucht wurde, sollte aktiv und mit den Kindern gemeinsam gestaltet werden. Erste Vorboten hierfür ist z.B. die Präsentation des Schultornisters oder das Stattfinden der schulärztlichen Untersuchung. Auch die Planung eines Abschiedsfestes oder das Erstellen eines „Countdown“ macht den nahenden Abschied aus der Kita für die Kinder greifbar und einschätzbar.
Gefühle wie Befürchtungen, Ängste und auch Vorfreude auf die Schulzeit sollten viel Raum bekommen und Erzählanlasse geschaffen hierzu geschaffen werden.
Gut zu wissen…
Gut gerüstet für den Übergang sind resiliente Kinder. Sie können mit den Belastungen, die damit verbunden sind, besser umgehen. Resilienz meint die Fähigkeit, sich von einer herausfordernden Lebenssituation nicht „unterkriegen zu lassen“ bzw. nicht daran zu verzweifeln.
Die Resilienzfaktoren zählen zu den Schutzfaktoren eines Kindes. Sie bewirken, dass ein Kind eine Widerstandskraft hat, die hilft, Veränderungen und Herausforderungen gut bewältigen zu können.
Diese Kompetenzen sind besonders bedeutsam:
- Selbst- und Fremdwahrnehmung
- Selbstwirksamkeit
- Soziale Kompetenz
- Selbstregulation
- Problemlösefähigkeit
- Aktive Bewältigungskompetenz
Diese Faktoren werden mit Eintritt in die Kita täglich gestärkt, z.B. wenn sie bei einem Konflikt gemeinsam Problemlösestrategien entwickeln und dem Kind bei der Bewältigung unterstützend zur Seite stehen. Stark von Anfang an heißt die Devise, gehen wir es gemeinsam an.
Für alle angehenden Schulkinder steht nun eine spannende Zeit an, wir gestalten mit den Eltern gemeinsam eine Zeit des Übergangs und wünschen schon jetzt allen Schulkindern einen guten Start in die aufregende Schulzeit.
Ihr Kinderland Mettingen
Quellenangaben: „Den Übergang von der Kita zur Schule“, Silke Hubrig, Cornelsen Verlag