„Ich hatte den rechten Arm gebrochen, da haben die ein Armverband drum gemacht und noch ein Pflaster und da drunter waren Schrauben!“

Manchmal ist man krank oder braucht ärztliche Hilfe

Kinderland Mettingen

Manchmal ist man krank oder braucht ärztliche Hilfe. Diese Erfahrungen haben auch ihre Kinder im Leben bereits gemacht. In verschiedensten Formen erleben Kinder in ihrer Erlebniswelt, z.B., dass Oma oder Opa im Krankenhaus besucht werden oder ein Geschwisterkind das Licht der Welt erblickt, sie hören Sirenen im alltäglichem Straßenverkehr, berichten davon, dass es beim Arzt anders riecht als zu Hause, vielleicht wird ein Haustier krank und muss zum Tierarzt oder Mama und Papa arbeiten im medizinischen Bereich und sie lernen die Berufsfelder kennen und tauschen sich über Erlebtes aus.

Auch sie selber sind betroffen und finden im Laufe ihrer Kindergartenlaufbahn zunehmend Worte zum Beschreiben, wie es sich anfühlt krank oder gesund zu sein, was Mama und Papa machen, damit sie wieder gesund werden. Auch Ideen, was uns hilft gesund zu bleiben werden gesammelt und immer wieder vervollständigt und abgeglichen mit bisher Erlebten. All diese Erfahrungen fließen in die Rollenspiele der Kinder ein und geben ihnen die Möglichkeit Erlebtes zu verarbeiten, Berufsfelder zu erproben, neue Erkenntnisse und Ideen zu verknüpfen. Geben wir Kindern Materialien die sie zur ganzheitlichen Exploration, also zum Erkunden und Forschen anregen, so lernen sie nachhaltig und mit allen Sinnen.

Dies haben wir in der ersten Gesundheitswoche, die vom 14. Februar bis zum 18. Februar 2022 im Kinderland Mettingen stattgefunden hat gemacht. Es gab ganz unterschiedliche Themen in den verschiedenen Altersstufen und Gruppen. Von der taktilen Wahrnehmung bei den Jüngsten unseres Hauses hin zum Arztspiel, was ist drin in meinem Körper, sowie die Frage was hält uns gesund, gab es ein breites Interesse.

Dank der zahlreichen und qualitativ vielfältigen und hochwertigen Materialien, die uns engagierte Kinderland-Eltern gespendet haben, konnten wir einmal mehr allen Kindern eine tolle Erlebniswoche zu den jeweilig vorherrschenden Themen geben und zum Ausprobieren und Erkunden anregen. Diese reichten von Berufskleidung, wie z.B. Operationskittel, Masken und Mundschutz, OP-Handschuhe, hin zu Erste-Hilfe-Kästen mit Verbandmaterial, Pflastern und Wärmedecken, über Krankenhausmaterialien, wie Spuckschalen, Wattebausche, Spritzen, Kathetern, Tropfutensilien, EKG-Patches, Schläuchen, Tacker und Fäden für das Verschließen von Wunden, sowie Schraubbechern für Urinproben, leeren Medikamentenverpackungen und Gipsverbänden haben wir uns sehr gefreut Vielen Dank dafür!

Dies wurde in der blauen Gruppe wie folgt erlebt: Die Kinder haben im Morgenkreis viele verschiedene Materialien wie, Igelbälle, Tücher, Watte, Löffel und Pinsel zum Ertasten bekommen. Einige Gegenstände waren weich und andere waren hart. Außerdem haben wir experimentiert. Wir haben Stärke in einen großen Behälter gefüllt und Wasser darüber gegossen. Je mehr Wasser wir in den Behälter getan haben, desto flüssiger wurde das Gemisch. Mit Löffel aber auch mit den Händen wurde die Flüssigkeiten ertastet und erfühlt.

Gruppe Grün hatte eine Kiste mit einer leeren Verbandstasche, Nasen-Mund-Schutz, „So wie Dr. Muck den immer hat…“, Einmalhandschuhe „…die hat der auch immer!“, Pflaster, mit denen die Kinder gegenseitig selber verarztet haben, Fieberthermometer, Spritzen und leere Medikamentenverpackungen auf dem Aktionstisch drapiert. Gemeinsam haben sie sich die Materialien angeschaut und sich mit ihnen ausprobiert. Die Pflaster sind wie Sticker benutzt und auf viele Gegenstände geklebt worden, z.B. auf Puppen, Personen und auch Schleichtiere: „Damit die gesund werden!“. Zusätzlich haben die Kinder die Betten aus dem Schlafraum geholt und sich in der Gruppe ein „Krankenhaus“ eingerichtet. In den nächsten Tagen haben die Kinder sich viel im „Krankenhaus“ aufgehalten. Sie haben sich gegenseitig untersucht und Spritzen sowie Pflaster versorgt. Und immer wieder Arztbesuche nachgestellt.

Gruppe Gelb ist mit dem mitgebrachten Verbandskasten von Jonathan in die Woche gestartet. Diesen haben die Kinder im Morgenkreis genauer unter die Lupe genommen und überlegt, wofür man z.B. die Rettungsdecke benötigt oder die Verbände. „Es gibt aber verschiedene Verbände.“, „Wenn das verstaucht ist, bekommt man einen Verband.“, wussten die Kinder zu berichten. Das Thema "Autounfälle" war zu Beginn der Woche sehr präsent. Einige Kinder wollten sich in die Decke einwickeln und haben gemerkt, dass einem dadurch ganz schön warm wird. Ein Kind fragte, wer ein „Verbandspflaster“ bräuchte? In den folgenden Tagen waren immer wieder tolle Rollenspiele mit aussagekräftigen Dialogen zu beobachten. „Ich hatte schon einmal Schüttelfrost, als ich krank war.“ „Ich war beim Kinderarzt, weil mein Bauch wehtat.“ „Da hat mein Bruder schon einmal einen Picks bekommen.“ Auch das pädagogische Personal der Gruppe wurden verarztet. Es wurden Verbände angelegt, Spritzen gegeben etc.. Die Kinder haben auf dem Sofa eine Arztpraxis eingerichtet und fleißig Rezepte ausgefüllt. Die mitgebrachten Utensilien wurden von den Kindern phantasievoll belebt. In den Tisch auf dem Morgenkreisteppich haben wir alle Materialien gut sichtbar verstaut, sodass das Thema für alle greifbar war. Im Atelier haben wir unsere Hände eingegipst. Auch in der folgenden Woche war die Begeisterung groß und es kam die Idee auf, eine Arztpraxis auf dem Podest neben dem Morgenkreisteppich einzurichten. So wird auch in dieser Woche weiter verarztet. Das Buch "Beim Kinderarzt" aus der Bücherei haben sich die Kinder angesehen und darüber gesprochen, wann man zum Arzt gehen muss, wie man sich fühlt, wenn man krank ist und was die Kinder schon alles beim Kinderarzt erlebt haben.

Nachdem Gruppe Orange zu Beginn der Woche im Morgenkreis überlegt hat, was sich unter der Haut, in unserem Körper befindet, angeregt durch den Umriss eines Kindes auf Endlospapier und einigen Materialimpulsen, wie z.B. Wollfäden in verschiedenen Farben und Klopapierrollen, haben wir nicht schlecht gestaunt, was die Kinder für Ideen hatten. „Ein Herz, das ist irgendwo hier. Mein Herz schlägt gerade langsam“, „Und wann schlägt es schnell?“, „Wenn wir kämpfen oder turnen waren, dann ist es schneller als der Blitz.“ „Verändert sich dann noch etwas?“ „Ja, es geht so auf und ab beim Atmen.“ „Und womit atmen wir? „Mit dem Mund und dann geht es in eine Röhre hierhin, in die Lunge und dann machen Adern in blau und rot die Luft ins Blut und zum Herzen.“ „Und was ist im Bauch drin?“ „Das Essen.“ „Aber wie kommt es dahin?“ „Na, vom Mund, hier lang (Fingerzeig) in einer anderen Röhre, Magenröhre, und dann in den Magen und am Po kommt Kacka wieder raus und Furze.“ Das Gespräch entwickelte sich hin zu Krankheiten und Verletzungen, die bereits erlebt wurden. Ein Mädchen erklärte, wie sie sich fühlt, wenn sie krank ist, ein anderes Kind berichtete, das Medizin manchmal hilft, auch wenn sie nicht schmeckt und ein Junge ließ uns an seinen Erfahrungen im Krankenhaus teilhaben, als sein Arm operiert wurde und der Knochen mit Schrauben „repariert“ wurde. Durch das gespendete Material wurde ein Krankenhaus mit OP eingerichtet und die Kinder sowie das pädagogische Personal wurden untersucht, verarztet, geröntgt und wenn es notwendig schien operiert… Das Highlight war am Ende der Woche eine „Not-Operation“ im Morgenkreis, der Patient Banane wurde schwerverletzt mit Fruchtfleischschmerzen eingeliefert, nach ordnungsgemäßem Umziehen und Waschen mit Skalpell aufgeschlitzt und operiert, schmerzendes Fruchtfleisch wurde entfernt und dann wurde er wieder zu getackert. Keine Sorge, der Patient hat uns mit einem Lachen im Gesicht verlassen, nachdem alle Kinder noch einmal nach ihm geschaut haben.

Viel Spaß beim Bilder schauen!

Madlen Straten und Jessica Dannenberg