Michael Brinkmann trägt zwei rote Armreifen aus Glitzerdraht.
„Ein Geschenk von den Kindern“, sagt er, „draußen nehme ich das natürlich wieder ab.“ Aber in der Kinderland Kita kann man halt Dinge tun, die der 65-Jährige sich früher nicht erträumt hätte.
Der Ibbenbürener war Kfz-Mechaniker, sein ganzes Berufsleben lang. Er hat bei Siemon gearbeitet und auch nach der Verrentung hat er dort noch einen 520-Euro-Job: „Etwas Auto fahren“, sagt er.
Und den Kontakt zu den alten Kollegen pflegen. Aber wenn man allein lebt wie er, dann kann das Rentnerleben schon langweilig sein. „Da habe ich eine Bekannte, die in der Kinderland-Kita arbeitet, bei einem Spaziergang mal gefragt, ob sie Ehrenamtliche suchen“, sagt er. Die Frage war schnell geklärt. Im Reich der 21 Kitas von Lernen Fördern freut man sich über jeden, der hilft. „Ehrenamtlichen“, sagte Pressereferentin Dorothee Hersebrock, „bezahlen wir natürlich auch das große Führungszeugnis, das sie für den Einsatz brauchen.“
Also stand Michael Brinkman vor einem halben Jahr vor der Tür an der Nelkenstraße: Vier Gruppen, 82 Kinder, 19 pädagogische Mitarbeiter. Aber natürlich fehlen immer mal Leute. Und für kleine Extras fehlt im Alltag oft die Zeit. Mit der Atmosphäre kam der Rentner gut zurecht. „Es ist immer sehr laut“, sagt er, „aber das war es in der Werkstatt auch.“ Brinkmann setzt sich auf einen der Kinderstühle, verteilt Ratekarten auf dem Tisch vor sich. Sofort wird er von Kindern umlagert. „Die sind immer ehrlich und direkt“, sagt er. Und sie wollen alles wissen. „Bist du denn auch schon Opa?“, fragte eine Lütte„ . Ja“, sagt er, „ich habe zwei Kinder und drei Enkel.“ Aber die leben in Osnabrück. Brinkmann hat für sich die Glückskarte gezogen: „Ich spiele oft Uno“, sagt er, „auch die Bügelperlen sind beliebt.“
Wenn die Kinder Polizei spielen, kommt er meist ins Kittchen und muss fliehen. Die übrige pädagogische Arbeit, das Wickeln der Kleinsten, die Toilettengänge, die Elterngespräche, damit hat er nichts zu tun. Die Verantwortung tragen die Erzieherinnen. „Für uns ist so ein Ehrenamtlicher wie ein Sechser im Lotto“, sagt Kita-Leiterin Michaela Kotz. Zumal Männer in Kitas immer noch Mangelware sind.
An der Nelkenstraße gibt es immerhin zwei männliche Auszubildende. An Ehrenämter hat Michael Brinkmann früher nicht gedacht. Auch nicht daran, mal in einer Kita zu arbeiten. „Vielleicht hätte mir die pädagogische Arbeit auch Spaß gemacht“, sagte er, „aber vor 48 Jahren war das als Mann gar nicht möglich.“ Für ihn ist das Ehrenamt eine Seelenmassage: „Ich bin richtig entspannt, wenn ich hier rausgehe“, sagt Brinkmann, „und die Freude nimmt man mit nach Hause.“